Nachhaltigkeit hat bei Hovmand A/S viele Facetten

Es ist nicht mehr cool, viel Geld um jeden Preis zu verdienen – Demut, Neugier und Qualitätsbewusstsein sind die Basis für das gute Geschäft, erzählt Geschäftsführer Søren Hovmand.

Von Henrik Førby Jensen

Welche Gedanken macht sich ein Geschäftsführer eines innovativen und preisgekrönten Unternehmens zur Nachhaltigkeit? Wir treffen Søren Hovmand am Hauptsitz der Hovmand A/S in Køge, südwestlich von Kopenhagen.

Seine Überlegungen weisen nach vorn und auch zurück in der Geschichte und handeln von Produktion und Kultur ebenso wie von Werten.

„In den 1980er Jahren war es angesagt, eine Menge Geld zu verdienen – und es war nicht so schlimm, wenn das zu Lasten der Umwelt ging. Jetzt ist es uncool, reich zu sein, was so zu verstehen ist, dass man demütig sein muss. Wir sind demütig darin, wie wir an die Aufgaben herangehen – es geht nicht darum, so viel Geld wie möglich zu verdienen. Es ist breiter angelegt“, erklärt Søren Hovmand mit einem freundlichen und offenen Blick.

Ungewöhnliche Franzosen
An diesem Dienstagnachmittag gibt es jede Menge Besprechungen im Unternehmen. Alle Konferenzräume sind besetzt, und vier neu eingestellte Vertriebskräfte aus der französischen Niederlassung des Unternehmens sind zu Besuch. Die Niederlassung ist der jüngste Spross in der Entwicklung des Unternehmens, das Hebetechnik für gewerbliche Anwendungen produziert.

Drei der vier französischen Vertriebskräfte sind Frauen – dies ist Ausdruck für eine nachhaltigen Ansatz in Bezug auf das Geschlecht in der Branche, betont Søren Hovmand.

„Wir haben sie nicht eingestellt, weil sie Frauen sind – wir haben sie eingestellt, weil sie die Besten waren. Doch das ist in unserer Branche ungewöhnlich, und es ist ein Ausdruck für unseren Ansatz. Wir sind jedoch auch etwas vorsichtig, wenn es darum geht, wie wir die nächsten Schritte hinsichtlich der Vielfalt machen. Wir müssen es nicht nur sagen, wir müssen es auch leben“, sagt der Geschäftsführer.

Geschäftsführer Søren Hovmand übernahm 2009 die Verantwortung für das Familienunternehmen. Foto: Jens Wollesen

Nachhaltiges Unternehmen
Der Hauptsitz des Unternehmens in Køge wurde 2019 eingeweiht, und hier wurde auch an Nachhaltigkeit gedacht. Solarzellen auf dem Dach produzieren 25 Prozent des Stroms, den das Unternehmen benötigt, und die effektive LEAN-Einrichtung stellt sicher, dass es möglichst wenig Zeitausfälle gibt und so wenig Kraftstoff wie möglich in Produktion und Transport verbraucht werden.

„Wir sparen eine ganze Menge an Ressourcen ein. Früher haben wir sehr viele Fahrten zu Kunden unternommen. Das hat in der Tat sehr gut funktioniert, doch es war teuer, und wir haben eine Menge Diesel verbrannt. Während Corona haben wir gelernt, Kundenbesuche online abzuhalten, und mithilfe unseres APP18-Systems können die Kunden jetzt selbst Produkte auswählen – es funktioniert fast so wie Lego-Steinchen. Danach können Sie ein Treffen mit unseren Beratern buchen, wir können Produkte in unserem neuen Fernsehstudio demonstrieren, und dann kann der Auftrag erteilt werden“, erzählt Søren Hovmand, und der nachhaltige Ansatz lässt sich auch beim Ergebnis ablesen:

„Wir verkaufen mehr pro Vertriebskraft als vor Corona, und wir sparen richtig viel Kraftstoff ein. Und wenn man Energie spart, spart man auch Geld. Wir fliegen auch nicht mehr zu so vielen Treffen“, erläutert der Geschäftsführer.

Hohe Qualität und Gründlichkeit sind grundlegende Prinzipien bei dem erfolgreichen und innovativen Produzenten von Hebevorrichtungen. Foto: Jens Wollesen

Grün auf dem Dach
Auf dem Flachdach des Geschäftssitzes befinden sich wie erwähnt Solarzellen, und Søren Hovmand trägt sich auch mit dem Gedanken, auf den Freiflächen des Unternehmens für mehr Biodiversität zu sorgen.

„Wir hätten gern etwas mehr Grün rund um das Gebäude. Das Dach trägt vielleicht keinen großen Gemüsegarten, aber vielleicht könnten dort ein paar Bienenstöcke stehen, und vielleicht benötigen wir etwas mehr wilde Natur um uns herum. Vielleicht brauchen wir auch ein paar mehr Elektroautos – ich glaube, die sollten wir uns zulegen“, meint er grübelnd.

Im eigentlichen Produktionsprozess ist die weitere Verringerung des Energieverbrauchs eine Herausforderung. Hier entstehen zwischen 96 und 98 % des Energieverbrauchs bei den Lieferanten des Unternehmens.

„Sollen wir zum Verpacken Pappe oder Recyclingpapier und Einwegpaletten verwenden? Das ist nicht ganz einfach. Dafür halten unsre Produkte unglaublich lang, und wir überlegen, ob wir eine Regelung einführen können, dass die Materialien anstatt verschrottet zu werden an uns zurückgeschickt werden können. Wir sehen uns auch an, Produkte zu fertigen, die keinen Servicetechniker benötigen, wenn die Akkus ausgetauscht werden müssen. Wir schicken den Kunden neue recycelte Akkuboxen, die sie an die Hebelifte klipsen und uns die gebrauchten zurücksenden. Damit vereinfachen wir den Prozess und gewährleisten einen grünen Ablauf“, erklärt Søren Hovmand.

Von den Angestellten bei Hovmand A/S wird ein gemäßigter und respektvoller Umgangston erwartet. Foto: Jens Wollesen

People and Culture
Bei Hovmand A/S umfasst Nachhaltigkeit auch Mitarbeiterkultur und Umgangsformen. Vergangenen Sommer wurde eine HR-Leitung für die Abteilung People and Culture eingestellt. Es geht um den Erhalt und die Entwicklung der Wertvorstellungen des Unternehmens, die auf vier Grundprinzipien ruhen.

„Wir müssen ambitioniert sein. Das bedeutet, dass wir die Dinge ordentlich erledigen müssen. Wir müssen innovativ sein – wir müssen mit den Ideen spielen und Raum schaffen. Das ist ganz einfach die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben. Wir müssen respektvoll im Umgang miteinander sein. Und wir müssen fürsorglich sein. Und was bedeutet das? Das bedeutet unter anderem, dass wir keinen Platz für Machos und andere haben, die reinschneien und Platz beanspruchen und sich schlecht benehmen, einfach weil es Raum dafür gibt. Weil die Mitarbeitenden offen und ehrlich sind. Daher bereiten wir Neueinstellungen auch sehr gründlich vor, und wir führen auch ein sehr gründliches Onboarding der neuen Kollegen durch“, sagt der Geschäftsführer.

Er fasst zusammen:

„Unsere Vision ist nachhaltige Entwicklung. Wir müssen die richtigen Mitarbeiter anziehen können. Unsere Mitarbeiter müssen fröhlich sein und sich entwickeln können. Wir dürfen nicht auf Kosten der Umwelt arbeiten. Und wir müssen auch Geld verdienen. Das, finden wir, ist nachhaltig.“

Das Beispiel der jungen Leute
Eine seiner eigenen Töchter ist Vegetarierin, und er hat generell den Eindruck, dass die junge Generation eine große Verantwortung für die Entwicklung der Welt übernimmt, und er sieht deren Forderung nach einer besseren Welt aus ganz großer Perspektive.

„Sie treffen Entscheidungen, bei denen sie sich selbst aus der Gleichung herausnehmen. Bei denen sie die Dinge für eine größere Sache tun. Wie wird man in 2000 Jahren über Greta Thunberg denken? Was hat man vor 2000 Jahren über Jesus gedacht?“